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Optimierungspotenziale

Im Folgenden werden die methodische Probleme und Fehlerquellen in den einzelnen Reaktivierungsschritten diskutiert. Dabei sollen die Schritte kritisch analysiert und Verbesserungspotenziale aufgezeigt werden.

Aktenanalyse

Die Analyse des vorhandenen Aktenmaterials wurde mithilfe der Anleitungen vorgenommen. Diese stellen den idealen Ablauf dar, von dem an den einzelnen Untersuchungsstandorten manchmal abgewichen wurde. Eine Fehlerquelle für die Aktenanalyse besteht darin, dass für die Teilnehmer nur das letzte Jahr der Teilnahme erhoben wurde. Dabei kam es durchaus vor, dass Untersuchungen für einige Jahren unterbrochen und später erst wieder aufgenommen wurden. Somit lässt sich erst bei einer vollständigen Digitalisierung der Akten genau sagen, wie groß der Umfang ist. Dies wirkt sich auch auf die kumulierten Zahlen für die Prognosen aus.

Die Zuordnung von Kohorten war dann fehlerhaft, wenn das Geburtsdatum (bei dessen Eintragung schnell Zahlendreher oder Tippfehler passierten) nicht stimmte. Durch die Zuordnung der Kohorte anhand der Aktennummer konnten diese jedoch eindeutig bestimmt werden.

Ebenso ist das Untersuchungsjahr nicht immer eindeutig für die Reihenfolge der Erhebungen. Untersuchungen konnten einmal Anfang Januar und danach Ende Dezember stattfinden. Obschon etwa elf Monate dazwischen liegen, finden beide Untersuchungen so im Jahr 1956 statt. Deswegen wurde jedem Untersuchungszeitpunkt später ein eindeutiger Buchstabe und eine gewisse Tintenfarbe zur präzisen Sortierung der Untersuchungen zugeordnet.

Melderegisterauskunft

Zur Stichprobenreaktivierung hat es sich bewährt, auf die Filemaker-Datenbanklösung zu setzen. Diese beschleunigte und vereinfachte den gesamten Vorgang. Bei der Vorbereitung der Studie wurde diskutiert, ob es sinnvoller sei, nur einzelne, vielversprechende Teilstichproben der Probandengruppen zu suchen und anzuschreiben, damit es schneller vorangeht. Zwar ist die manuelle Digitalisierung der gesamten Aktenvorderseiten zeitlich sehr aufwendig gewesen, aber danach beschleunigte sich der Suchvorgang in Hinblick auf die Reaktivierung der gesamten Stichprobe, für die nun die zweite Runde der Melderegisterauskünfte ansteht.

Hier deutet sich an, dass die Datenbank für alle weiteren Runden weiterentwickelt werden muss, wobei der Komplexitätsgrad der Programmierung mit Beginn der Runde 2 noch einmal stark ansteigt, aber dann für alle folgenden Runden die Datenbank nur noch in Details angepasst werden muss.

Zur Aktualisierung der Adressen gibt es neben der Melderegisterauskunft bei den Einwohnermeldeämtern eine Vielzahl kommerzieller Dienstleister. Dies kostet ca. 8 Euro pro Adressdatensatz, pro Weiterzug in einen neuen Meldebereich. Weiterhin gibt es die Möglichkeit der Recherche über (digitale) Telefonbücher oder Online-Recherche bei verschiedenen Diensten. Hier entstehen aber große Ungenauigkeiten, da nicht immer genau überprüft werden kann, ob es sich wirklich um den jeweiligen Probanden handelt oder nur um einen Namensvetter. Diese Varianten bieten sich eigentlich erst dann an, wenn die Recherche bei den Meldeämtern gescheitert ist. So lassen sich auch die Kosten möglichst weit reduzieren, wenn auch die Entwicklungskosten für die Datenbank in Form von Personalkosten steigen. Die Alternativen zur Einwohnermeldeamtsrecherche bieten sich nach mehreren Runden an, wenn ausgewanderte oder unauffindbare Personen über andere Wege ggfs. doch gefunden werden könnten. In Betracht gezogen werden sollten auch die verschiedenen Adress-Überprüfungs-Services der Deutschen Post, die ebenfalls kostenpflichtig sind, aber für eine korrekte Adressdatenbank sorgen.

Eine Möglichkeit, das Verfahren der Dateneingabe zu beschleunigen, wäre der Versand von ausfüllbaren PDF-Formularen per Email an die Einwohnermeldeämter, die diese dann ausgefüllt zurückschicken und die direkt in die Datenbank importiert werden. Dies erwies sich als nicht praktikabel, da die Daten aus den Altkarteien von Hand abgeschrieben werden mussten. Für weitere Runden ist in Betracht zu ziehen, dass es bereits digitale Schnittstellen für die Einwohnermeldeauskunft in mehreren Bundesländern gibt („DVV BW“, 20131, „zema“, 20132, „Zema-Hessen.de“, 20133 ). Solche Verfahren sollten je nach Verfügbarkeit in späteren Runden zur Vereinfachung der Meldeamtsrecherche genutzt werden.

Dort kann man jedoch nur die bereits digitalisierten Adresskarteien der Meldeämter durchsuchen, weshalb dies aufgrund des Alters der Adressdaten für diese erste Runde nicht in Frage kam.

Nicht immer stimmten die damaligen Gesundheitsämter mit den heutigen Einwohnermeldeamtsbereichen überein, daher müssen viele Adressen in Runde 2 erneut überprüft werden, indem sie an das korrekte Einwohnermeldeamt gesendet werden.

Falls ein Meldeamt „nicht zu ermitteln“ zurückmeldet, sollte man es mit der weiteren Adresse versuchen oder die Recherche mit anderen Methoden fortführen. Der Vergleich mit den Adressen, die bei Costa gefunden wurden, zeigte, dass eine erneute Anfrage beim Meldeamt durchaus ein anderes Ergebnis bringen kann.

Die personalisierten Anschreiben an die Probanden beinhalteten erneut die drei Optionen (Studie, Wissenschaft, Vernichten) zusammen mit einem Rückumschlag. Mithilfe dieser Antwortmöglichkeit ließen sich die Teilnahmezahlen weiter erhöhen. Den Bitten der Teilnehmer um Zusendung der Unterlagen sollte im Verlauf der Studie dringend nachgekommen werden. Diese wurden in der Datenbank im Kommentarfeld zur Rückmeldung notiert.

Quelle: Foerster, S. (2013). Von den „Deutschen Nachkriegskindern“ zu einer Längsschnittstudie der Entwicklung über die Lebensspanne. Evaluation der Methodologie einer Stichprobenreaktivierung (Diplomarbeit). Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn, S. 77-80.

  1. DVV BW. (2013). Meldeportal Baden-Würtemberg. Abgerufen 18. Februar 2013, von http://www.dvv-meldeportal.de/servlet/PB/menu/-1_l1/index.html
  2. zema. (2013). Zema Online. Abgerufen 18. Februar 2013, von http://www.zemaonline.de/
  3. Zema-Hessen.de. (2013). Zema-Hessen.de. Abgerufen 18. Februar 2013, von http://www.zemahessen.de/

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